Hasselfelde
Anfahrt
Von Kiel aus erreicht man den Platz am besten über die B502, der man über das Ostufer bis zur Schwentinebrücke folgt. Hier fährt man weiter geradeaus und biegt kurz vor Mönkeberg vom "Langen Rehm" auf "Hasselfelde" ab. Dann nimmt man direkt wieder die nächste rechts und folgt der Straße "Zum Kesselort" bis ans Ende. Hier gibt es genügend Parkmöglichkeiten und bis zum Strand sind es nur etwa 30 Meter.
Einstieg
Einsteigen kann man am besten mittig des Strandabschnittes. Das künstliche Riff liegt östlich der Wracktonne und breitet sich von dieser aus in südliche Richtung aus. Die Wracktonne kann man eigentlich nicht zu übersehen und bei Niedrigwasser ragen die Trümmer sogar etwas unter der Wasseroberfläche hevor. Es bietet sich daher an die Wracktonne mit dem Kompass anzupeilen, oder aber bis zum Riff zu schwimmen und dort abzutauchen.
Tauchrouten
Das Riff lässt sich in etwa 15-20 Minuten entspannt umrunden. Dabei werden Wassertiefen von maximal 9 Metern erreicht.
Eine Karte des Gebiets gibt es hier,
Flora und Fauna
Die vielen kleinen Höhlen und Überhänge bieten einen relativ geschützten Lebensraum für die typische Ostsee Flora und Fauna. An Makroalgen wächst im Flachbereich mitlerweile vor allem Blasentang, Flacher Darmtang, roter Meerampfer, roter Horntang und Zuckertang. Etwas tiefer kann man Röhrenkalkschwämme, Seenelken und Seedahlien finden. Besonders geprägt ist das Bild außerdem von Miesmuscheln und Seesternen. Laut einiger Angler ist das Riff zudem zu einem beliebten Aufenthaltsort für Dorsche, Flundern und im Frühjahr Seehasen.
Sicherheitshinweise
In südlicher Richtung liegt eine Fischzucht, die durch Sperrgebiettonnen gekennzeichnet ist. Tauchen ist hier definitiv verboten. Zudem sollte in westliche Richtung nicht deutlich tiefer als bis zum Ende des Riffes herausgetaucht werden um nicht in den Bereich der Fahrrinne zu kommen. Während des gesamten Tauchgangs ist außerdem auf Angelhaken und Schnüre zu achten, da es auch den ein oder anderen Angler hierher verschlägt.
Hintergrund
Das Hasselfelder Riff ist ein künstliches Riff, welches 2000-2001 als Ausgleichsmaßnahme für die Sprengung der Ruine des Ubootbunkers "Kilian" geschaffen wurde.
Der "Kilian" wurde 1943 eingeweiht und hatte zunächst eine Nutzlänge von 138 Metern. Damit bot er bis zu zwei Hochseeubooten während Ausrüstungs- und Instandsetzungsarbeiten Schutz. Er befand sich im Bereich des heutigen Ostuferhafens im Ortsteil Dietrichsdorf und wurde nach Kriegsende (1946) von den Allierten gesprengt. Seitdem bildeten die Bunkerüberreste ein künstliches Riff mit vielen Höhlen und Überhängen in denen sich vor allem Seepocken, Miemuscheln, Rot- Grün- und Braunalgen, aber auch Seescheiden, Seenelken und Schwämme ansiedelten.[1] Im Zuge der Erweiterung des Ostuferhafens wurden die Bunkerüberreste im Jahre 2000 gesprengt und versandet, sodass die letzten Reste heute unter dem Erweiterungsareal des Ostuferhafens begraben liegen. [2]
Als Ausgleich des verloren gegangenen marinen Lebensraumes wurde am Standort des heutigen Tauchplatzes Hasselfelde die "Einrichtung eines Flachwasserbereichs mit wasserseitig angrenzendem, künstlichen Riff" geplant. Meeresbiologische Untersuchungen der Coastal Research & Management zeigten, dass sich dieser Standort für ein künstliches Riff gut eignen sollte. Zum einen seien mit dem Flächenverlust "keine anderweitigen nachhaltigen und schwerwiegenden ökologischen Schädigungen verbunden", da die "Struktur und Besiedlung der für die Ausgleichsmaßnahme vorgesehene Sedimentfläche [...] keinen Hinweis auf eine besondere Schutzwürdigkeit" biete. Die dort lebenden Organismen seien "vorwiegend opportunistische Schlickbewohner, die auch den größten Teil des
Meeresbodens der Kieler Förde besiedeln". Zum anderen gebe es an dem Standort keine großen Konflikte mit anderen Küstennutzern. [3]
Um den gleichen Spezies, die auch schon in den Bunkerüberresten heimisch waren, einen Siedlungsraum zu bieten, sollte auch das künstliche Riff viele Höhlen und Überhänge bieten. Ebenso sollte das Riff, wie es auch schon beim Bunker der Fall war, vom Meeresboden bis über die Wasseroberfläche hinausragen. Als Material sollten die Trümmerteile des ehemaligen Bunkers dienen. Die geplante Ausdehnung des Riffes von etwa 30 x 100 m entspricht einer Grundgläche von 3.000 m². Diese wäre vergleichbar mit der geschätzten unter Wasser liegenden Oberfläche des ehemaligen Bunkers von ca. 4.800 m². Um eine möglichst hohe Stabilität und einen geschützten Flachwasserbereich im Schatten des Riffes zu erhalten, wurde das Riff als "Nierenform" parallel zur Küste auf Höhe der 5 Meter Tiefenlinie geplant. Während sich im Riffbereich die schon erwähnten Seepocken, Miemuscheln, Rot- und Grünanlgen, aber auch Seescheiden, Seenelken und Schwämme ansiedeln sollten, dient der Flachwaserbereich als Lebensraum für verschiene Würmer, Krebstiere, Schnecken und Muscheln. Außerdem sollte in diesem Bereich zusätzlich Sand aufgeschüttet werden um so die Ansiedelung von Seegras und Braunalgen, ggf. auch durch Anpflanzung auf Matten, zu begünstigen. [3]
Nach Fertigstellung des Riffes im Herbst 2001 war dieses mehrfach Gegenstand von weiteren Untersuchungen - es fand aber kein Monitoring über einen längeren Zeitplan statt.[4] Zwischen 2000 und 2002 wurde vom Coastal Research & Management eine Untersuchung zur Kontrolle des Erfolges der Ausgleichsmaßnahme durchgeführt.[5][6] Dieser kommt zu einem recht positivem Ergebnis. So seien die Betonbrocken gerade im Flachbereich mit Grün- und Rotalgen und von
Seepocken, Miesmuscheln und deren Begleitfauna dicht besiedelt. Als Folge der Ansiedlung von Miemuscheln sei ebenfalls die Population von Seesternen und Strandkrabben stark gestiegen. In Tiefen unter vier Metern sind, wahrscheinlich aufgrund der Wassertrübung, dagegen kaum noch Algen vorhanden. Hier wird das Bild vor allem durch von Steinen bewachsene Cyanobakterien, Seepocken, Miesmuscheln und Seesterne bestimmt. Vereinzelt konnte man auch Seescheiden, Sandklaffmuscheln und verschiedene Schnecken ausmachen. Seenelken wurden dagegen nicht gefunden. [6]
Ein erster Versuch der Ansiedelung von Zuckertang schlug dagegen fehl. Zuckertang (Laminaria
saccharina) ist eine in der Ostsee heimische Braunalge, deren Bestand durch die starke Überdüngung und exzessive Steinfischerei in den vergangenen Jahrzehnten stark gelitten hat. Die Überdüngung führt zu einer erheblichen Wassertrübung, die den Zuckertang aufgrund von Lichtmangel aus seiner angestammten Tiefe von 6-12 Metern vertrieben hat. Mitlerweile findet man Zuckertang nur noch auf Wassertiefen von maximal 4 Metern. Zusätzlich wurde durch die Steinfischerei, die in der Ostsee bis zum Jahre 1976 legal betrieben wurde, eine erhebliche Menge an Hartsubstraten (Steinen) entnommen und damit der Lebensraum für Braunalgen weiter eingeschränkt.[7] Stark in den Fokus geraten ist dieses Thema erst durch die neue Europäischer Wasserrahmenrichtlinie. Diese fordert bis 2027 einen guten Zustand der Küstengewässer. Der Zustand wird dabei in Vergleich zu einem vom Menschen unbeeinflussten Referenzzustand ermittelt, welcher wiederum aus historischen Leitbildern entwickelt wird. Der starke Rückgang des Bewuchses von Makroalgen, also auch Braunalgen, in den vergangenen 100 Jahren kann also als Indikator für eine eher schlechte Wasserqualität gesehen werden. In einer Bewertung der deutschen Gewässer im Jahre 2015 wurde dieser Trend bestätigt. Von 55 Gewässern schnitten 15 als „mäßig“, 14 als „unbefriedigend“ und 15 als „schlecht“ ab.[8] Es gibt daher viele Versuche verschiedene Arten von Braunalgen wieder stärker Anzusiedeln. Am Hasselfeder Riff wurden dazu zunächst "mehrere Kulturleinen aus der Algenfarm am Riff
zwischen acht und zwei Metern Wassertiefe gespannt".[6] Später wurden außerdem "die Algen [...]
auf Leinen im westlichen Bereich des Substratfeldes ausgebracht".[6] Eine Ausbreitung oder Ansiedelung der Algen konnte jedoch nicht beobachtet werden; die Keimlinge verendeten schließlich. [6]
Ein ähnlicher Versuch wurde in den Jahren 2012-2014 unternommen. Hier war das Ziel eine geeignete Möglichkeit zu finden Blasentang (Fucus vesiculosus), eine weitere Braunalgenart, anzusiedeln. Dazu wurden mit Blasentang bewachsene Findlinge eingebracht, von denen der Tang aussähen sollte. Diese sogenannten "Versetzungsexperimente" wurden an mehreren Standorten in der Kieler und Lüecker Bucht durchgeführt. Es konnte gezeigt werden, dass die Aussaht und Verbreitung des Blasentangs auf diese Weise grundsätzlich funktioniert. Am Standort Hasselfelde hatte die Maßnahme jedoch keinen Erfolg. [9]
Im Zuge der geplanten Erweiterung des Schedenkais in Kiel sollen in Hasselfelde eventuell weitere künstliche Steinriffe als Ausgleichsmaßnahmen entstehen.[10] Die Art der Ausgleichsmaßnahmen wird im landschaftspflegerischen Begleitplan[11] und dem marineökologischen Gutachten[12] detailliert beschrieben. Die genau Lage und Ausdehnung der geplanten Ausgleichsriffe ist der Abbildung 7 des landschaftspflegerischen Begleitplanes zu entnehmen.
Tauchplatzkarte
Links
Einzelnachweise
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Fotos
Erfahrungsberichte
13 August 2018, , NeuerTauchgang 20180815131445
Gesamtbewertung: 



Flora: 



Fauna: 



Schwierigkeitsgrad: 




13 August 2018, , NeuerTauchgang 20180824111513
Gesamtbewertung: 



Flora: 



Fauna: 



Schwierigkeitsgrad: 




Authoren: Admin
Letzte Änderung: 21 September 2024 12:14:38